10. Oktober 2014
Rückblick: Eine-Welt-Tag auf der Oase, dem ökumenischen Kirchengarten in Gronau, zu den Themen „Fußball -Weltmeisterschaft und Brasilien“
Fotos
Alle Jahre wieder – aber doch immer wieder anders – findet auf der Oase der Eine-Welt-Tag statt. Zum 22. Juni 2014 sind alle Eine-Welt-Gruppen aus Gronau, Losser und Umgebung zur Mitgestaltung eingeladen. Der Einladung gefolgt sind Gruppen aus Losser und Ochtrup, die Cajamarka-Gruppe aus Nordhorn, der Arbeitskreis Kongohilfe, der Niger-Aktivkreis und der Aktionskreis Pater Beda.
Da in diesem Jahr der vorgesehene Zeitpunkt des Eine-Welt-Tages mitten in die Fußballweltmeisterschaft fiel, war schnell klar, dass das Thema Brasilien und Fußball sein muss.
Brasilien, ein Land mit deutlichen Gegensätzen: Auf der einen Seite die aufstrebende Wirtschaftsmacht mit vielen Reichen und Schönen, mit Samba, Karneval, Copacabana und Lebensfreude – auf der anderen Seite Landraub/Konflikte, Umweltzerstörung, wachsende, bittere Armut, Slums, Korruption und Ausbeutung. Einerseits die riesigen, komfortablen Stadien und die damit zusammenhängende Infrastruktur (neue Stadtautobahnen für die Touristen), andererseits die miserablen Arbeitsbedingungen beim Bau der Stadien und Straßen oder die sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie, wo auch hiesige Sportartikelhersteller produzieren lassen.
Um über die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen der Näherinnen, die u.a. Trikots für die Sportbekleidung herstellen, zu informieren, war Estela Ramirez aus El Salvador als ehemalige Näherin und Gewerkschafterin über die „Christliche Initiative Oskar Romero“ zu einem Oasefeuerabend im Rahmen des Eine-Welt-Tages nach Gronau gekommen.
Mit dem „Aktionskreis Pater Beda“ ist ein altbekannter – aber doch ganz besonderer Gast auf der Oase: Der brasilianische Künstler Marcos Xenofonte, der im Auftrag von „Brot für die Welt“ anlässlich der WM ein riesiges Meditationstuch gemalt hat. In dem Bild hat er viele der krassen Gegensätze Brasiliens verdichtet, und er steht den ganzen Tag für Erklärungen zur Verfügung. Außerdem wird Marcos im Laufe des Tages ein neues Gemälde schaffen, derweil alle Besucher Gelegenheit haben an der Verlosung des neuen Bildes teilzunehmen und – mit etwas Glück, am Ende des Tages mit dem Bild nach Hause gehen. (Glückliche Gewinnerin ist Jane aus Münster.)
Marcos Xenofonte ist Maler, Musiker und Sozialarbeiter und leitet in seinem normalen Leben ein vom Aktionskreis Pater Beda gefördertes Kinderdorf im Nordosten Brasiliens.
Eines der vielen Themen des Meditationstuches sind Großprojekte im Urwald, wie Stahlindustrie und Wasserkraftwerke. Der größte Urwald der Welt wird systematisch abgeholzt um dort u.a. Ackerland für Sojaplantagen zu errichten. Die Ureinwohner werden vertrieben, das Holz – und später auch das Soja geht auf den langen Weg nach USA oder Europa. Das Soja wird an unsere Massentierhaltungen geliefert, damit unsere Teller auch reichlich mit Fleisch gefüllt werden.
Dieser Bildteil des Meditationstuches gab den Anlass für das besondere Mittagessen. Das normalerweise sehr fleischhaltige brasilianische Nationalgericht „Feijoada“ wird vom ehemaligen Chefkoch Jürgen Barth neu kreiert. „Feijoada nova“ mit Lupinen und Soja als Fleischersatz. Die als schöne Blume den Straßenrand schmückende Lupine gilt inzwischen ernährungsphysiologisch als besonders hochwertig, sehr gut verträglich und kann sehr schmackhaft zubereitet werden. Sie gedeiht hervorragend in unseren Breitengraden und wird zunehmend von Landwirten u.a. in den Niederlanden (auch im Raum Enschede, gleich neben Gronau) angebaut.
Die Lupine als Fleischersatz bedeutet: kein Abholzen des Regenwaldes – keine langen Transportwege – keine Massentierhaltung… Und wenn’s dann noch schmeckt, wie allerseits verlautet…
Zum Nachtisch gab es den von der Biomolkerei Söbbeke (Gronau-Epe) gespendete Joghurt: „1:0 für die Jugend Brasiliens“. Beim normalen Verkauf spendet die Molkerei 10% des Verkaufserlöses über den „Aktionskreis Pater Beda“ an brasilianische Jugendprojekte.
Anlässlich der WM produzierte die Firma Söbbeke auch einen köstlichen Käse mit dem Namen: „1:0 für die Jugend“, der mit schmackhaftem Brot aus dem Lehmofen der Oase während des ganzen Tages genossen werden kann.
Über den Platz verteilt finden sich die verschiedenen Eine-Welt-Gruppen mit ihren Informations- und Verkaufsständen. Sie stellen ihre Projekte vor und verkaufen vielerlei reizvolle Produkte von ihren Projektpartnern oder Selbstgefertigtes für ihre Projektpartner.
Während die Gesprächsrunde zum Thema: „Fairness und Gerechtigkeit“ mit dem Aktionskreis Pater Beda, der Firma Söbbeke und einem Vertreter von Fair Trade Gronau zum Mitdenken einlädt, sind die Kinder eingeladen bei einem „Fairtrade-Spiel“ mitzumachen, das von der Antoniusgemeinde vorbereitet worden ist.
Mehrmals am Tag führt der kolumbianische Künstler und Capoeirameister Jorge Hidalgo aus Münster mit seiner Familie den berühmten Verteidigungstanz CAPOEIRA auf. Hierbei faszinieren, Tanz und Akrobatik gleichermaßen. In den Gesängen und Tänzen wird die Befreiung der afroamerikanischen Sklaven aus der portugiesischen Unterdrückung thematisiert.
Außerdem präsentiert er eine Performance zum Thema „Globalisierung“, die deutlich macht, wie die heutigen Weltenherrscher beim Kampf um Geld, Macht und Bodenschätze wahrhaft über Leichen gehen.
Der eigentliche Höhepunkt des Tages ist die Austragung der Alternativen Fußballweltmeisterschaft, bei der im Laufe des Tages mehrere Kurzspiele mit möglichst bunten Kleinmannschaften stattfinden.
Sie findet auf einem dreieckigen Platz statt, wobei zwei Mannschaften auf drei verschiedene Tore spielen. „Das dritte Tor ist rund, wir nennen es Eine-Welt-Tor und es macht deutlich, wie bunt die Welt ist, denn Marcos Xenofonte hat den übergroßen Ball und den Torhintergrund bunt mit den Kontinenten bemalt.“
Unter dem Motto: „Gemeinsam für Fairness und ein menschenwürdiges Leben“ sind Männer wie Frauen, Große wie Kleine, Kinder und Großeltern, Schwarze und Weiße, Rote und Gelbe… eingeladen gegeneinander-miteinander zu spielen.
Selbstverständlich werden die Spiele mit einem ohne Kindermissbrauch hergestellten Ball durchgeführt.
Der Spielverlauf und die Regeln sind zunächst vergleichbar mit einem normalen Kleinfeldspiel mit zwei Mannschaften zu je 4 bis 6 Spieler ohne Torwart, wobei jede der Mannschaften versucht, das gegnerische Tor zu treffen.
Das runde Eine-Welt-Tor kommt erst dann ins Spiel, wenn eine der beiden Mannschaften den Ball in das gegnerische Tor getroffen hat. Dann nämlich muss erst bewiesen werden, ob das Tor Bestand hat. Das Spielgeschehen verlagert sich nun vor das runde Tor und die Mannschaft, die eben den Ball noch ins eckige gelandet hat, steht jetzt vor der besonderen Aufgabe, den Ball in das runde Tor zu landen. Die Schwierigkeit besteht nun darin, die vor dem Tor platzierten Hindernisse (Macht, Korruption, Gier) zu umspielen, wobei jeder Spieler nur eine Schußmöglichkeit hat. Das vorher geschossene Tor zählt erst, nachdem der Ball im runden Tor gelandet ist.
Die Gewinner – und das sind ALLE – kommen am Ende in den Genuss eines „Geranja“, eines – exclusiv für die Alternative WM erfundenen – bunten brasilianischen Cocktails.
Übrigens: die Trikots der Spieler kommen nicht von Adidas, Puma oder Nike – sie sind eine Spende des CVJM-Kleiderbasars und wurden von Gabi Drees mit der Aufschrift: „Kick for one world“ versehen.
Die Welt ist bunt — Gott sei Dank!
Mit einer Andacht zum Thema: „Die WM 2014 – Fußballfest? – Schattenseiten der WM“ endet der Eine-Welt-Tag.
Fragen zu Feijoada- und alternativem Fußballrezept beantwortet: Bernd Baumgartner unter abc_lehmgarten@web.de. Hier gibt es das Rezept zum Download.
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